„Wir sind hörenswert!“

Einen Kirchenchor hatte es in Cappel spätestens seit den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gegeben, allerdings hatte er sich 1972 mit Ausscheiden des Chorleiters aufgelöst. 2007 kam es zu einer Neugründung auf Initiative von Mareike Hilbrig und Pfarrer Karl Gruber. Sie wollten etwas Anderes, etwas Neues beginnen. Es wurde kein Kirchenchor im strengen Sinne.
Es wurde ein Chor in der Gemeinde, weder konfessionsgebunden noch auf die Mitglieder der Kirchengemeinde, nicht einmal die der Stadtteil-Gemeinde, und schon gar nicht auf ein eng gestecktes Repertoire beschränkt. Und es gab von Anfang an keine vorgeformten Ansprüche an die Sängerinnen und Sänger: Jede und jeder waren eingeladen.


Singen bringt Freude, und Freude macht Klang

Diese Offenheit hatte was, und sie entfaltete eine große Anziehung. Es kamen Menschen jeden Alters, mit und ohne musikalische Vorerfahrung, solche die mehrere Instrumente spielten oder seit Jahren in großen Chören aktiv waren, und solche die sich gerade einmal den VHS-Kurs „Singen für Ängstliche“ zugetraut hatten.

Und siehe da: Das Singen bringt Freude, und Freude macht Klang. Von Anfang an widmeten wir uns auch anspruchsvolleren Stücken, waren offen für Herausforderungen und wuchsen mit den Aufgaben.

Gerne treten wir gemeinsam mit anderen auf: Mit der Chorgemeinschaft Cappel und deren Projektchor trafen wir uns mehrfach zu einem bunten Nachmittagsprogramm, einen Austausch gab es mit dem Gemischten Chor Erksdorf. 2011 stand ein Gastspiel in der Partnerstadt Eisenach auf dem Programm. Bei den Cappeler Dorffesten darf unser Beitrag nicht fehlen. Und im Dezember 2016 gab es viel Beifall für das große Weihnachtskonzert mit dem Chor der Markuskirche.

Aber selbstverständlich engagieren wir uns auch direkt und regelmäßig in der Kirchengemeinde: Im Advent und in der Osterzeit, zur Konfirmation und zum Ewigkeitssonntag werden in Absprache mit den Pfarrern passende Programme zusammengestellt.


Die Kraft der Musik

Gerade weil hier Menschen verschiedener Religionen, Überzeugungen und Konfessionen zusammenkommen, eint uns Menschlichkeit, – eine Menschlichkeit, die sich durchaus auch als ein politisch-humanistischer Anspruch äußert.

Das Engagement reicht vom gemeinsamen Singen mit Menschen aus dem Cappeler Flüchtlingscamp über die spontane Aufnahme eines geflüchteten Mitsängers bis zur Mitwirkung am Weltgebetstag – von Heinrich Schütz‘ barockem Protestlied „Wie nun, Ihr Herren“ bis zu Bonhoeffers „Von guten Mächten“, das auch in der selbst erstellten arabischen Version von Verfolgung und Hoffnung kündet.

Die Kraft der Musik zu erfahren und gemeinsam zum Ausdruck zu bringen, das gelingt auch in fremden Sprachen: Englisch, Französisch, Kroatisch, Schwedisch, Arabisch … Aber auch solchen Herausforderungen stellen wir Sängerinnen und Sänger uns gern, denn der gemeinsame Klang ist dieser Mühe wert! Sich auch an Schwieriges heranzuwagen, ist eine ständige Motivation.

Gefragt, wie sie Menschen ansprechen würde, um sie zum Mitsingen zu bewegen, sagt eine Sängerin: „Ich lade sie ein, uns einmal singen zu hören. Denn wir sind hörenswert.“

 

Chorgesang

Es schwebt im Chorgesange
ein Hauch von stiller Kraft
der mir für Geist und Seele
ein wenig Rast verschafft.

 

Wenn in dem kleinen Kirchlein
die Stimme sich erhebt
dann haben alle Anteil,
dass sich der Klang durchwebt.

 

Sind Glaube, Hoffnung, Liebe
die Pfeiler unsrer Welt
so stimmen sie zusammen,
dass das Gewölbe hält.

 

Im Singen der Gemeinde
entsteht und lebt der Geist,
der aus des Alltags Mühen
empor die Sinne reißt.

 

Geh ich getrost nach Hause,
dann klingt’s noch lange nach
dann weiß ich mich behütet
in Schutz und Schirm und Dach.

 

Es lebt im Chorgesange
ein Hauch von großer Kraft
der mir für Geist und Seele
Ruhe und Rast verschafft.